Alles im Blick: Ordnung im Vorratsschrank rettet Lebensmittel
Egal ob durch eine akute Erkrankung, ein starkes Unwetter oder einen großflächigen Stromausfall: Es kann passieren, dass es unerwartet nicht möglich ist, einkaufen zu gehen. Für solche Fälle ist es hilfreich, einen gewissen Grundstock an Lebensmitteln zuhause zu haben. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt sogar, für unvorhergesehene Notsituationen einen Vorrat an Essen und Getränken für 10 Tage anzulegen.
Vorratshaltung ist also sinnvoll! Eines ist dabei aber ganz wichtig: Den Überblick über seine Vorräte zu behalten. Sonst kann es leicht passieren, dass Lebensmittel in Vergessenheit geraten, verderben und somit verschwendet werden. Zum Glück gibt es ein paar gute Strategien, wie sich das vermeiden lässt!
Überblick verschaffen
Der erste Schritt auf dem Weg zu einer übersichtlichen Vorratshaltung ist eine Bestandsaufnahme. Denn um den Überblick behalten zu können, gilt es, sich diesen erst einmal zu verschaffen. Das gelingt am besten, indem alle (ungekühlten) Vorräte zunächst an einem Ort zusammengetragen werden, zum Beispiel auf dem Küchentisch oder einer freien Arbeitsfläche. Anschließend wird jedes einzelne Produkt unter die Lupe genommen und überprüft, ob bzw. wie lange es noch haltbar ist. Bei Lebensmitteln, die das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bereits überschritten haben, hilft im Zweifel der Sinnescheck (Sehen – Riechen – Schmecken). Produkte mit Schädlingsbefall oder beschädigte sowie aufgeblähte Konserven müssen entsorgt werden. Vorräte, die zwar noch haltbar sind, für die aber keine Verwendung besteht, können verschenkt oder gespendet werden.
Haltbarkeit von Lebensmitteln: Kann ich das noch essen?
Dürfen abgelaufene Konserven noch verzehrt werden?
Ja – vorausgesetzt die Dosen sind äußerlich intakt und der Inhalt besteht den Sinnescheck. Stark verbeulte, undichte oder rostige Dosen sollten dagegen ungeöffnet entsorgt werden. Genauso wie Dosen, bei denen der Deckel oder die ganze Konserve nach außen gewölbt ist, denn hier könnten sich gefährliche Giftstoffe (Botulinum-Toxine) gebildet haben.
Können Nudeln und Hülsenfrüchte schlecht werden?
Bei richtiger Lagerung – trocken, kühl, luftdicht verpackt – sind Nudeln (ohne Ei) und getrocknete Hülsenfrüchte auch noch Monate bis Jahre nach Ablauf des MHD in einwandfreiem Zustand. Die einzige Ausnahme bilden Vollkornnudeln. Da hier das ganze Getreidekorn verarbeitet wurde, enthalten diese etwas mehr Fett, das mit der Zeit ranzig werden kann.
Wie lange ist Mehl haltbar?
Getreide und Getreideprodukte sind aufgrund ihres niedrigen Wassergehalts auch weit über das MHD hinaus haltbar, sofern sie in einem verschlossenen Behältnis, das vor Feuchtigkeit und Schädlingen schützt, gelagert werden. Ausnahme: Vollkornprodukte enthalten durch den verarbeiteten Keimling etwas mehr Fett, wodurch sie bei zu langer Lagerung ranzig werden können.
Bei abgelaufenen Produkten hilft der Sinnescheck: Gespinste, Verunreinigungen oder verklumptes Mehl sind Zeichen für einen Schädlingsbefall. Auch ein bitterer, alter, stickiger und ranziger Geruch und Geschmack weisen darauf hin, dass das Produkt verdorben ist.
Kann Gelierzucker nach Ablauf des MHD noch verwendet werden?
Gelierzucker besteht aus Haushaltszucker, dem natürlichen Geliermittel Pektin und Zitronensäure. Pektin ist empfindlich gegenüber Wärme oder Säuren, weshalb die Gelierfähigkeit des Zuckers bei längerer Lagerung nachlassen kann. Aus diesem Grund erhält Gelierzucker im Gegensatz zu gewöhnlichem Haushaltszucker ein MHD. Nach Ablauf des MHD ist es möglich, dass die Marmelade nicht mehr wie gewünscht eindickt. Gesundheitlich bestehen keine Bedenken. Durch die Zugabe von reinem Apfelpektin (erhältlich unter anderem im Biomarkt oder der Apotheke) lässt sich die Gelierkraft nachbessern.
Müssen abgelaufene Gewürze entsorgt werden?
Nein – Gewürze sind bei trockener Lagerung oft weit über das MHD hinaus haltbar. Dies gilt insbesondere für ganze Gewürze wie Nelken oder Muskatnüsse. Gemahlene Gewürze können nach einiger Zeit an Aroma verlieren. Entsorgt werden müssen Gewürze aber nur, wenn sie mit Schimmel befallen sind oder bereits muffig riechen.
Vorräte organisieren
Im nächsten Schritt ist es nun wichtig, Ordnung in die Vorratshaltung zu bringen und gleichzeitig für optimale Lagerbedingungen zu sorgen. Das Grundprinzip dabei: So viel wie nötig und so wenig wie möglich an Vorräten anzulegen. Die individuell nötige Menge ist dabei abhängig von dem vorhandenen Platz für Vorräte, den Einkaufsmöglichkeiten und dem üblichen Einkaufsrhythmus.
Übersicht in der Vorratshaltung: Strategien und Tipps
1. Vorräte nach dem MHD sortieren
Ein einfaches, aber wirkungsvolles Prinzip: Lebensmittel, die neu gekauft wurden bzw. noch länger haltbar sind, werden nach hinten gestellt und Produkte mit kürzerem MHD werden weiter vorne platziert. Das gilt besonders, wenn sich mehrere Packungen des gleichen Lebensmittels im Vorrat befinden. So wird automatisch nach den Produkten gegriffen, die zuerst ablaufen.
Das Prinzip bietet sich übrigens auch für die Lebensmittel im Kühlschrank an!
2. Produkte, die bald aufgebraucht werden sollten, an einem Ort sammeln
Werden bei der Bestandsaufnahme Vorräte entdeckt, die möglichst bald aufgebraucht werden sollten – wie Produkte, die das MHD schon überschritten haben, oder kleine Restmengen von geöffneten Packungen – empfiehlt es sich, diese in einer kleinen Kiste zu sammeln. Die Kiste dann am besten direkt in der Küche oder im Vorratsschrank auf Augenhöhe platzieren. So fällt es leichter, daran zu denken, diese Produkte bald in den Speiseplan zu integrieren.
3. Vorräte nach Kategorien anordnen
Eine super Methode, um Ordnung in die Vorratshaltung zu bringen, ist es, die Produkte nach Kategorien zusammenzufassen. Je nach Größe des Vorrats reichen entweder grobe Oberkategorien wie „Backen“, „Kochen“, „Süßigkeiten / Snacks“ und „Getränke“ oder es lassen sich zusätzlich Unterkategorien bilden wie zum Beispiel „Nudeln & Getreide“, „Hülsenfrüchte“, „Konserven“ etc. Die Vorräte können auch nach Zweck angeordnet werden, sodass beispielsweise alle Zutaten für das Frühstück nebeneinanderstehen.
4. Feste Plätze für alle Lebensmittel etablieren
Werden die Produkte im Vorratsschrank immer an der gleichen Stelle einsortiert, bietet das den Vorteil, dass sich so auf einen Blick erkennen lässt, wovon noch genügend vorhanden ist und was bald zur Neige geht oder schon fehlt und daher nachgekauft werden muss.
Gleiches gilt übrigens auch für den Kühlschrank! Jedes Produkt sollte hier gemäß der verschiedenen Temperaturzonen an einem festen Platz einsortiert werden. An dieser Stelle zeigen wir, wie du am besten deine Lebensmittel im Kühlschrank sortierst – denn jedes hat seine "Lieblingszone" mit der idealen Temperatur.
5. Angebrochene Packungen umfüllen
Um die trockenen Vorräte optimal vor Feuchtigkeit und Schädlingsbefall zu schützen, sollten angebrochene Packungen stets in luftdicht verschließbare Behälter umgefüllt werden. Besonders gut eignen sich dafür durchsichtige Gefäße wie Gläser mit Bügel- oder Schraubverschluss, da sich hier der Inhalt und die Füllmenge sofort erkennen lassen. Wichtig: Die Gläser nach dem Reinigen zuerst komplett trocknen lassen, bevor die Vorräte eingefüllt werden, da sich sonst leicht Klumpen oder Schimmel bilden können.
Lifehack: Um den Füllstand von undurchsichtigen Behältern (aus Kunststoff oder Edelstahl) leichter im Blick zu haben, können diese auf der passenden Höhe von außen mit einem Gummiband umschlossen werden.
6. Gefäße beschriften
Besonders bei undurchsichtigen Behältern, aber auch bei Glasgefäßen ist es sinnvoll, mithilfe von Etiketten oder abwaschbaren Stiften gut sichtbar den Inhalt zu notieren. Auch das MHD sollte unbedingt vermerkt werden. Bei selbst Eingemachtem wird statt des MHD das Herstellungsdatum aufgeschrieben. So lässt sich alles leichter sortieren und rechtzeitig verwerten! Und auch andere Familienmitglieder können sich so leicht im Vorrat zurechtfinden.
Tipp: Auf Konservendosen das MHD mit einem dicken Filzstift notieren, um es leichter im Blick zu haben.
7. Ordnungshelfer nutzen
Kisten, Körbe oder Plastikboxen ermöglichen es nicht nur, Lebensmittel einer Kategorie gemeinsam aufzubewahren, sondern können auch schnell aus dem Schrank geholt werden. So lassen sich die weiter hinten stehenden Lebensmittel immer gut erreichen und neu gekaufte Vorräte unkompliziert hinten einordnen. Auch ein Drehteller kann eine gute Lösung für tiefe Schrankfächer sein.
8. Alle Vorräte an einem Ort lagern
Wenn der Platz es zulässt, ist es sinnvoll, alle Vorräte zusammen in einem Schrank aufzubewahren, statt diese auf viele verschiedene Schränke, Schubladen oder sogar Räume zu verteilen. Denn je näher beieinander alles lagert, desto leichter fällt es, den Überblick darüber zu behalten. Idealerweise steht der Vorratsschrank an einem kühlen und trockenen Ort. Ein offenes Regal ist übrigens nicht so gut geeignet, da viele Vorräte lichtgeschützt aufbewahrt werden sollten und Schädlinge hier außerdem leichter Zugang finden.
9. Vorratsliste führen
Profi-Tipp: Um auch ohne Blick in den Vorratsschrank stets alle Vorräte im Auge zu behalten, bietet sich eine Liste an, in der alle Lebensmittel mit Mengenangabe und MHD dokumentiert werden. Das kann je nach persönlicher Vorliebe analog mit Stift und Papier oder digital mithilfe einer Speisekammer-App erledigt werden. Die Apps können häufig sogar rechtzeitig vor Ablauf des MHD eine Benachrichtigung senden und bieten oft die Möglichkeit, aus den zuneige gehenden Produkten gleich eine Einkaufsliste zu erstellen. Auch die Produkte im Kühlschrank und Gefrierschrank sollten in die Vorratsliste aufgenommen werden.
10. Vorräte regelmäßig kontrollieren
Besonders vor dem Einkaufen lohnt es sich natürlich, kurz einen Blick in die Vorräte zu werfen, um unnötige Doppeleinkäufe zu vermeiden. Von Zeit zu Zeit sollte aber auch eine ordentliche Inspektion durchgeführt werden, um die Haltbarkeit aller Vorräte zu überprüfen und einen möglichen Schädlingsbefall rechtzeitig zu erkennen.
Extra-Tipp
Wer ein Gefühl dafür entwickeln möchte, wie lange einzelne Lebensmittel im Vorrat lagern, kann die Produkte mit dem Kaufdatum beschriften.